Die Bibel enthält wunderbare Geschichten über das Leben wie es ist und wie es sein könnte, sollte, wenn die Liebe sich breit machte.
Ich habe versucht, mit meinen Bildern einzelne Aspekte mir wichtiger Geschichten zu betonen. Die Bilder sind eine Einladung, die befreiende Kraft biblischer Geschichten (wieder) zu entdecken.
DIE LIEBENDEN
Gott ist Liebe! Weiß ich, denken da viele, und stellen sich eine nette harmlose nichtskostende Freundlichkeit vor, passend zum „lieben Gott“. Doch Liebe ist oft wild und mitreissend, (heraus-)fordernd wirbelt sie das Oberste zuunterst, sie traut sich zu Hingabe und sie kann nehmen… Gott ist leidenschaftlich in ihrer Liebe und damit näher am Eros als an einem unverbindlichen „Piep-piep-piep, wir haben uns alle lieb.“ Leidenschaft lässt uns etwas ahnen von jener Leidenschaft, mit der Gott ihre Schöpfung (samt Menschen!) liebt. (Bezug zu HOHESLIED, Bibel)
Jesus kam an den Jordan und ließ sich dort von Johannes taufen. Als Jesus nach der Taufe aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel aufriss und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam. Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Himmel: »Du bist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue.«
Diese Liebeserklärung befähigt und lockt Jesus zu dem Leben, zu dem er sich dann aufmacht, diese Liebeserklärung wird er verwirklichen und ausleben, indem er uns hinein nimmt in Gottes Erklärung: du bist mein lieber Mensch. Und wenn wir es merken, wird uns Himmel. (Mk 1,9-11)
»Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat? Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde
zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹
Ich sage euch: So wird auch im Himmel Freude herrschen über einen, der zu Gott umkehrt. - Erst war ich allein, irgendwann einsam, und keiner kam. Sucht mich denn niemand? Doch, da kommt er. Lacht mich an, öffnet seine Arme. Und alles ist gut. (Lk15)
Jesus sprach: "Versteht ihr, was ich eben getan habe? Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Das ist auch richtig so. Wenn schon ich, euer Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Handelt ebenso!"
- Füßewaschen ist intim, heute jedenfalls. Zu Jesu Zeiten, Sandalenzeit, waren Füße einfach nur schmutzig. Sie zu waschen war ein demütiger Liebesdienst: ich sorge für dich, nehme mich auch deines Schmutzes an. Heute tun das noch in ähnlicher Weise die Schuhputzer in Südamerika. Mehr aus Not als aus Liebe. Und wenn man den Fuß des andern im Nacken spürt, dann hat das gar nichts mehr mit Liebe zu tun. (Joh 13)
Eine kanaanitische Frau spricht mit Jesus: »Du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!«
»Es ist nicht richtig, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen.« »Und doch bekommen die Hunde die Krümel, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« »Dein Glaube ist groß! Was du willst, soll geschehen.« (Mt 15,21-28)
Diese ausländische Frau ohne Namen ist eine Art Stammmutter aller nichtjüdischen Christen. Denn bevor Jesus ihr begegnet, sieht er sich nur zum jüdischen Volk geschickt. ER lernt in dieser Begegnung: Gottes Barmherzigkeit gilt allen. Die Fremde steht für die Christen aller Nationen, Hautfarben, Völker, ja für die Internationalität seiner Botschaft.
»Lehrer, diese Frau wurde auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Im Gesetz hat Mose uns befohlen, eine solche Frau zu steinigen. Was meinst du dazu?« »Wer von euch noch nie gesündigt hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!« Als die Ankläger das hörten, gingen sie einer nach dem anderen davon. - Die Hände (links unten), werden sie den Stein ergreifen oder doch eher die Gaze wegziehen? Aber nein, die Ankläger haben genug gesehen, sie in den Armen eines verheirateten Mannes, den sie sicher verführt hat, so wie die Frauen halt sind, sie können ja nicht anders, sind dem Teufel so nah. Wo der Mann ist? Der erklärt gerade seiner Frau, dass alles gar nicht so war wie es aussah. (Joh 8,2-11)
Jesus stieg mit seinen Jüngern in ein Boot. Mitten auf dem See brach plötzlich ein gewaltiger Sturm los. Aber Jesus schlief. Da weckten ihn die Jünger auf: »Herr, hilf uns, wir gehen unter!« Jesus antwortete: »Warum habt ihr Angst? Vertraut ihr mir so wenig?« Er stand auf und befahl dem Wind und den Wellen, sich zu legen. Sofort hörte der Sturm auf, und es wurde ganz still. - Wir drohen, unterzugehen. Was hilft uns in so einer Situation? Dass er da ist, hilft, auch wenn ich dachte, er merke nicht, was los ist, so ist er doch da, der göttliche Freund und freundliche Gott, der vor allem ein mit-uns-Gott ist, der meine Angst sieht und hinten im Boot liegt, immer dabei. (Mt 8,23-27)
Die Leute breiteten ihre Kleider als Teppich vor ihm aus und sangen: »Gepriesen sei der König, der im Auftrag Gottes kommt! Gott hat Frieden mit uns geschlossen. Hallelujah!« - Der Messias/Christus soll ein Nachfolger von König David sein. Seine Aufgabe ist es, das Reich Gottes aufzubauen. Doch ach, was für eine Krone! Selbstgebastelt sieht sie auf dem Bild aus, sie kann das wartende Kreuz nicht verdecken. Und ach, was für ein Königsross! Ein Esel, dessen Blumen im Haar sich noch während des königlichen Ritts durchs Jerusalemer Tor in Stacheldraht verwandeln. Er wird zum wahren König – zum König der Liebe -, weil er den Weg „untenlang“ geht. (Lk 19, 28-40)
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
In deine Hände befehle ich meinen Geist.
Es ist vollbracht. (Mk 15/ Lk 23/ Joh 19)
Was wird uns durch den Kopf gehen, wenn der Tod sich nähert? Jesus hätte gerne weitergelebt. Er hatte Angst. War er wütend, hat er mit Gott gestritten, wäre er am liebsten noch ausgestiegen? Hingabe ist der Weg, den er findet. Hingabe: ich gebe mich hin, nicht gebe ich mich auf, aber die Kontrolle gebe ich auf, gebe sie in andere Hände, ich verschenke mich und vertraue und habe es nicht mehr in der Hand.
An zwei gekreuzten Balken ließen die Römer Tausende sterben. Wer daran aufgehängt wurde, erstickte. - Das Kreuz wurde zu dem christlichen Symbol. Es erinnert uns: dass es die Welt nicht ohne Wunden gibt und unser Leben nicht ohne Schmerz. Das Kreuz steht für Ungerechtigkeit, Leid und Tod. Neben Jesus hängen Gefolterte, im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge, zwangsoperierte Schwule, der Gleichgültigkeit Anheimgestellte. Gott opponiert gegen das Kreuz. Sie/ Er läßt den Jesus da nicht hängen und auch nicht die anderen Leidenden. Sie opponiert und setzt Leben durch, Leben und Liebe und Neuanfang und geheilte Wunden und Auferstehung.
Ganz früh am Sonntagmorgen nahmen die Frauen die wohlriechenden Öle mit und gingen zum Grab. Als sie die Grabkammer betraten, fanden sie den Leichnam von Jesus nicht. Plötzlich traten zwei Männer zu ihnen und sprachen: »Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden!« (Lk 24)
- Hier bin ich am Ende mit meiner „naiven“ Malerei. Auferweckung: mir fallen Bilder ein von unbegreiflicher Lebenskraft, von Urknall und Eruption, vom Leben, das den Tod hinter sich lässt.
"Auf dieser Person wird der Geisthauch Gottes ruhen. Unbestechlich verhilft sie den Armen zu ihrem Recht. Wolf und Lamm werden friedlich beieinander wohnen. Alle Menschen werden den Heiligen kennen. " (Jesaja 11,1-10)
Friedensreich, Reich Gottes – eine gottgeschenkte Utopie, die uns verlockt und in unsere Sehnsucht eingepflanzt ist, die uns unsere Welt heil träumen läßt. Sie drängt uns, uns für dieses Heilwerden von Welt, Natur, Beziehungen, einzusetzen. In ihr äußert sich Gottes Leidenschaft für ihre Welt, die uns mitreißen will. Und weil Gott dahintersteht, ist es nun doch mehr als eine Utopie. Die Bibel nennt es Verheissung.